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Rentenantrag abgeschmettert!

Ich hab in einem Archiv etwas gefunden, was mich als ehemaligen Münsteraner ziemlich interessiert.

„Bürgermeister und Rat der Stadt Münster kaufen mit Zustimmung der Alder- und Meisterleute an Bernhard Gellern, Bürger und Krameramtsverwandter der Stadt, für 160 Reichstaler eine jährliche Rente von 8 Reichstalern aus dem Gruthaus der Stadt. Die Rente soll jeweils zu Nativitatis Mariae ( 8. September) bezahlt werden, beginnend 1659. Die Stadt behält sich den Wiederkauf vor.“ Siegler: Die Stadt Münster mit Stadtsiegel.

Und das wirft einen Haufen Fragen auf: wer war dieser Bernhard Gellern? Wie kommt ein Herr Gellern, als potenzieller Verwandter einer damals ansonsten durch und durch protestantischen Familie aus dem Raum Celle ins katholische Münster?
Wie kommt er an den, im Münsterland omnipräsenten Vornamen Bernhard? (Anmerkung: Bernhard war ein häufiger Vorname der kath. Fürstbischöfe in Münster)

Was bedeutet „eine Rente kaufen“?
Rentenkauf war das, Seit dem 13. Jahrhundert das vorherrschende Kreditgeschäft des Mittelalters. Der Käufer (Kreditgeber) erwarb für einen bestimmten Kaufpreis (Kreditsumme) das Recht zum Bezug einer jährlich zu zahlenden Rente. (Er „zahlte“ z.B. eine Summe von 100 Gulden für das Recht zum Bezug einer jährlichen Rente von 10 Gulden.) Die Stadtkämmerer waren durch diese Methode in der Lage, über ihre Bürger an Darlehen zu kommen. Ferner gab es noch die Unterscheidung zwischen Leib- und Erbrente.

Was ist ein Gruthaus? Auf der Seite der gleichnamigen und recht jungen Münsteraner Brauerei fand sich eine hervorragende Definition.

Für mich als archetypischen Biertrinker Grund genug, die netten Leute mal mit Verweis auf den Text auf ein Bier anzuschnorren. Hier die witzige Korrespondenz:

Rainer Gellern schrieb: „Guten Tag…(Text aus dem Fundstück) …Wenn ich jetzt am 08.09. mal aufs Rad steige, und nach MS radel, kriege ich dann ein Bier auf lau? ;-)“

Gruthaus-Brauerei: „Hallo, Herr Gellern, danke für Ihre Nachricht. Wegen der enormen finanziellen Bedeutung des Grutwesens für die Stadt waren die Grutherren auch so etwas wie die Finanzminister der Stadt und von daher für Renten zuständig. In den Grutamtsakten finden sich zahlreiche Stellen wie die von Ihnen zitierte. Ich glaube allerdings nicht, dass die Rentenansprüche über den Tod hinaus bestehen. Zur Überprüfung Ihrer Ansprüche auf Freibier müssten Sie sich an die Stadt wenden, die Rechtsnachfolgerin des Gruthauses ist 😉 Ich verfolge ja den Langzeitplan, das Gruthaus am alten Standort wiederaufzubauen. Wenn mir das gelungen sein wird, greife ich Ihre Idee gerne auf und werde einmal im Jahr einen Rentnerstammtisch einrichten, an dem alle Nachfahren von Gruthaus-Rentnern eingeladen sind.Herzliche Grüße“

Rainer Gellern: „Hmm, um ehrlich zu sein, weiß ich auch nicht, ob es sich dabei um eine Leib-, oder Erbrente gehandelt hat. Und für einen Rentnerstammtisch fühle ich mich noch etwas zu jung. Nichtsdestotrotz werde ich mir auf jeden Fall mal eins von den Gruthausbieren kaufen, sobald ich wieder mal in Münster bin. Rainer“

Gruthaus: „Bis ich das Gruthaus wiederaufgebaut habe, sind Sie garantiert im richtigen Alter für den Rentnerstammtisch :-)“

Rainer Gellern:„Ich vertendel die Zeit bis dahin einfach mit weiterer Ahnenforschung. Chut Goahn und bis spätestens in 17 Jahren.“

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